Interview Yoga-Guide

Interview im Yoga-Guide

1) Wie bist Du zu Yoga oder wie ist Yoga zu Dir gekommen?

Als Schülerin entdeckte ich in der Bibliothek der südhessischen Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, Kareen Zebroffs „Yoga für jeden“, ließ mich von dem schwarzroten Catsuit und der toupierten Blondfrisur nicht abschrecken und folgte gewissenhft ihren Anweisungen. Bald entdeckte ich in der Volkshochschule einen Yogakurs und überredete meine Schwester mitzukommen. Damit war der Grundstein gelegt, und Yoga sollte mich nicht mehr loslassen.


2) Wer waren Deine Lehrerin oder Lehrer?

Meine ersten echten Lehrer fand ich in Wien beim Iyengar-Stil in Karl Baier, Helmut Hausberger, Sieglinde Gerold und Isabella Welsch, aber auch bei Clé Souren und Nanda Peek in Amsterdam. Dazu kam Ashtanga-Yoga. u.a. mit Michel Besnard. Am meisten gelernt habe ich von Shandor Remete (Natanaga Zhander), einem Iyengar-Lehrer, der später das Shadow-Yoga entwickelte (www.shadowyoga.com). Er fügte dem genauen, aber statischen Iyengar-Stil, der Kopfmenschen anzieht, und dem zwar fließenden, aber zum Rigiden neigenden Ashtanga-Yoga Entscheidendes hinzu: die Feinheit der Atmung, die kraftvolle Energie von Stellungen mit gebeugten Beinen wie Hocken sowie eine sensitive Choreografie der Arme und Hände. Zuletzt lernte ich Kundalini-Yoga von Reinhard Gammenthaler kennen, dessen Betonung von Atemübungen wie Kapalabhati und dessen Üben in der Atemfülle eine stabilisierende Wirkung hat.


3) Warum und wann hast Du Dich entschieden Yogalehrerin zu werden?

Ich begann schon früh zu unterrichten – diesen Oktober sind es genau 20 Jahre her! Yogaüben, aber auch Yogaunterrichten war für mich immer schon ein Ausgleich zur Schreibtischtäterei – man hat mit Menschen, dem Atem, Muskeln und Schweiß zu tun. Und man erhält direktes Feedback – von seinem Körper und seinen Schülern –, was beim Schreiben ja leider meist nicht der Fall ist!


4) Welchen Yogastil unterrichtest Du? Warum gerade diesen und wo sind Deine Schwerpunkte?


Ich unterrichte wie die meisten Lehrer am Atha-Yoga-Studio einen schulenübergreifenden Stil aus den oben genannten Richtungen. Kraft, Beweglichkeit und Entspannung wird dabei gleich viel Augenmerk geschenkt. Zum Training gehört aber auch, die Aufmerksamkeit zu schulen – auf Körperliches genauso wie auf das Bewusstsein, die das Üben begleitenden Gedanken, die im Yoga ja eine große Rolle spielen: die sogenannten, Lieblingsgedanken (Samskaras), die wie kleine Filme ablaufen, nicht immer etwas mit der Realität zu tun haben und uns oft daran hindern, diese adäquat wahrzunehmen und uns weiterzuentwickeln.


5) Warum ist Yoga üben so wichtig? Was bringt Yoga überhaupt? Was möchtest Du im Yogaunterricht vermitteln?

Yoga bietet genau das, was im westlichen, städtischen Alltag fehlt: Es schult den Körper, der in den meisten Jobs nichts zu tun hat oder mit einseitigen Bewegungen belastet wird. Und es hilft dabei, Stress abzubauen: durch die langsame, geführte Atmung und durch die Konzentration auf den Körper. Es hilft dabei, ins Hier und Jetzt zu kommen.


6) Dein Lieblingsmantra oder Lieblingszitat ist…..…….und weil…..?

Der zwölfte Vers der Yogasutren von Patanjali: abhyasavairagyabhyam tannirodhah. Abhyasa bedeutet beharrliches Üben, das Ziel im Bewusstsein zu halten, Vairagya hingegen loszulassen, Abstand zu nehmen, einen Schritt zurückzutreten. Diese beiden Prinzipien helfen dabei, nicht nur den Körper, sondern auch die Bewegungen des Bewusstseins, unsere geistige Unruhe zu erforschen, kontrollieren und zur Ruhe zu bringen. Nach zwanzig Jahren Unterrichtserfahrung weiß ich aber leider auch: Das ist nichts für jeden, sondern nur für Menschen, die dabeibleiben können, wenn die ersten Hindernisse auftauchen, die nicht einfach nachgeben – sondern den Mut und die Kraft haben, ihrem inneren Schweinehund zu begegnen.


7) Deine Lieblings-Asana ist… und wieso?

Ganz klar: der Lotussitz, die klassische Meditationshaltung. Im zentralen aller Yoga-Asanas (Asana heißt ja bekanntlich Sitz) richtet sich der ganze Rumpf mühelos auf. Ein herrliches Gefühl, wenn man die für das Asana notwendige Beweglichkeit erlangt hat. Man kann nicht mehr weglaufen!


www.yogaguide.at/yogaportrait-kirstin-breitenfellner


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